Grüezi, darf ich mich vorstellen? – “Bsetzistei”-Beitrag


Der “Bsetzistei” ist die wöchentlich erscheinende Kolumne der Redaktorinnen und Redaktoren des Zofinger Tagblatts – eine gute Gelegenheit, Grundlegendes zu klären.

Die Originalversion dieses Beitrags erschien am 31. August 2023 im Zofinger Tagblatt.

Mein Name ist Anniina Maurer. Genau, Sie haben richtig gelesen. Das ist kein Tippfehler. A-n-n-i-i-n-a.

Nicht jedem ist die Ehre zuteil, einen aussergewöhnlichen Namen zu tragen. Der Gedanke, dass die eigenen Eltern sich voll Sorgfalt und Vorfreude die Mühe machten, einen bis auf den letzten Buchstaben perfekten Namen auszudenken, ist durchaus Grund, stolz zu sein. Es schenkt einem eine besondere Bedeutung.

In meinem Fall ist die Bedeutung unsere zweite Heimat Finnland. Zwar ist nur meine Grossmutter Finnin. Meine Eltern verehren dieses nordische Land aber derart, dass sie ihre Liebe manifestieren mussten – und das taten sie mit meinem Namen. Zu meiner Namensgebung kam es nicht spontan. Nein, vielmehr war es ein langer Prozess, in den auch praktische Gedanken einflossen. So war meine Mutter überzeugt, sowieso bald in den Norden auszuwandern. Warum also nicht gleich ihrem Kind einen finnischen Namen geben? Die Finnen werden dann ja wissen, wie sie damit umzugehen haben.

So weit so gut. Aus der Auswanderung wurde nichts. Was blieb, war mein Name als ihr Rudiment. Und es blieben all die Fragen und Schwierigkeiten, mit denen die Schweizer nun jedes Mal konfrontiert sind, wenn sie auf ihn treffen. Und die verstehe ich. Natürlich könnte man meinen, dass in «Anniina» ein Buchstabe zu viel reingerutscht ist. Natürlich ist nicht klar, ob das Doppel-N nun vor oder nach das Doppel-I gehört. Und wie soll man diesen Namen nur aussprechen?

Weniger Verständnis habe ich, wenn ich etwa eine falsch beschriftete Kreditkarte erhalte, obwohl ich meine Personalien Buchstabe für Buchstabe in ein Kästchen-Formular eingefüllt habe. Oder eine Praxishilfe darauf besteht, dass man mich habe umbenennen müssen, weil mein Name anders in ihrem System hinterlegt sei. Ungünstig ist auch, wenn Emails nicht ankommen, weil Computer leider ein I mehr oder weniger nicht tolerieren. Da kann man schon ins Träumen kommen. Wie ist es wohl, eine Laura zu sein? Oder eine Nina. Oder Lena. Zum Glück ist mein Nachname einfach.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Trotz oder gerade wegen all der Mühen möchte ich auf meinen Namen nicht verzichten. Jedes Mal, wenn ich mich mit ihm auseinandersetze und ihn erklären muss – also praktisch täglich – bin ich an seine Bedeutung erinnert. Ich erinnere mich an die Liebe und besten Absichten, mit denen ihn meine Eltern wählten, noch bevor sie mich kannten. Ich erinnere mich, dass ihnen das Land meiner Grossmutter wichtig war und sie grosse Pläne und Abenteuer im Kopf hatten. Zwangsläufig musste ich mich damit auseinandersetzen, wie ich zu diesen Bedeutungen stehe – und ob ich mich mit ihnen identifiziere. Ich glaube, ich würde mich weniger als Finnin fühlen, wenn ich nicht tausende Male das Mantra «meine Grossmutter ist Finnin» wiederholt hätte.

Und weil ich mir schon so viele Gedanken über meinen Namen gemacht habe, ist es mir eine Ehre, diese in meinem ersten Bsetzistein mit Ihnen zu teilen. Gerne werde ich bei künftigen Unklarheiten auf diesen Text hinweisen und mich dann kurz halten. In dem Sinn: Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Und das nächste Mal wird sich der Bsetzistei nicht mehr um mich drehen – versprochen.