Robin Schmid verrät, warum es einen jungen Strengelbacher als Schweizergardist nach Rom verschlägt und was ihm sein Beruf bedeutet.
Die Originalversion dieses Artikels erschien am 27. Oktober 2023 im Zofinger Tagblatt.
Teil des Erwachsenwerdens ist es, einen Beruf zu suchen. Junge Menschen müssen sich entscheiden, welche Branche und Ausbildung für sie die Richtige ist und den entsprechenden Weg einschlagen. Selten wird an Schnuppertagen oder im Berufsbildungszentrum über den Beruf gesprochen, für den sich der junge Strengelbacher Robin Schmid entschieden hat: Der 21-Jährige ist seit Mai vereidigter Schweizergardist und für den Schutz des Papstes verantwortlich.
Die Schweizergarde ist ein «Abenteuer»
Auch für Robin Schmid ist die Schweizergarde kein Kindheitstraum gewesen. Er ist dem Beruf während des Militärdiensts begegnet, als zwei Schweizergardisten ihre Arbeit vorstellten. Ihn habe es gereizt, weitere militärische Erfahrungen zu sammeln und so habe er sich nach einem vertieften Gespräch mit einem Ex-Gardisten recht schnell entschieden, sich bei der Schweizergarde zu bewerben.
«Es ist eine Lebensschule», begründet Robin Schmid seinen Entscheid. Bei der Schweizergarde mache er weit weg von zuhause Erfahrungen im Sicherheitsbereich und könne in Rom Italienisch lernen. «Mich reizt auch das Aussergewöhnliche», ergänzt Robin Schmid. Und es sei ihm eine Ehre, Teil einer jahrhundertealten Institution zu sein, die dem Papst dient.
Wer zur Schweizergarde will, muss eine Reihe von Kriterien erfüllen. Interessierte müssen unter anderem praktizierende Katholiken, männlich, Schweizer und erwachsen sein. Auch eine abgeschlossene Berufslehre oder Matur sind Voraussetzung für den Dienst. Robin Schmid konnte diese als Kaufmann mit Berufsmaturität vorweisen. Anderes Vorwissen, etwa zur Selbstverteidigung oder im Umgang mit Waffen, hatte er sich während des Dienstes bei der Militärpolizei angeeignet.

Von Strengelbach in die ewige Stadt
Aufgewachsen ist Robin Schmid in Strengelbach. Dort ist er auch zur Schule gegangen, seine Lehre hat er in Zofingen absolviert. Im Januar dieses Jahres ging es für ihn dann nach Rom in die Rekrutenschule der Päpstlichen Schweizergarde. In seinen ersten Wochen im Vatikan habe er gelernt, mit Hellebarde zu exerzieren, erzählt Robin Schmid. Er hat auch täglich Italienischlektionen erhalten und Titel sowie Funktionen wichtiger Persönlichkeiten auswendig lernen müssen.
Schon früh sei er auch Teil wichtiger Ereignisse gewesen, habe beispielsweise den Trauergottesdienst für Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz oder Ostern im Vatikan miterleben dürfen. Das alles sei aber von seiner Vereidigung am 6. Mai überragt worden, sagt Robin Schmid. An dem Tag legte er den Schwur ab, den Papst mit seinem Leben zu schützen und hatte die Möglichkeit, ihm seine Eltern vorzustellen.

WG-Leben à la Vatikan
Seitdem sei er als dienstjunger Gardist häufig als Schildwache eingesetzt worden, sagt Robin Schmid. Dabei stehe er ohne sich zu bewegen mit Hellebarde vor den Eingängen des Vatikanstaats. Oft sei er auch auf Patrouillen unterwegs: «Unsere Kernaufgabe ist der Schutz des Heiligen Vaters und seiner Residenz», erklärt Robin Schmid. Die Schweizergarde stünde darum auch bei offiziellen Empfängen oder Reisen im Einsatz. Das sei nicht zu unterschätzen: «Die Uniformen mögen mittelalterlich wirken, aber dahinter steckt ein modernes Korps.»
Die Uniformen mögen mittelalterlich wirken, aber dahinter steckt ein modernes Korps.
Robin Schmid, Schweizergardist aus Strengelbach
Untergebracht ist Robin Schmid in einem Zweierzimmer. Sein Mitbewohner sei ein Gardist aus dem Freiamt, mit dem er sich bestens verstehe. Für ihren Haushalt sind die jungen Männer selbst verantwortlich, lediglich das Kochen übernehmen Schwestern.
In seiner Freizeit nimmt Robin Schmid weiterhin Italienischlektionen. Auch Sport lasse sich auf dem Tennisplatz, in den Gärten oder Fitnessstudios des Vatikans gut nachgehen. Am Abend gehen er und seine Kameraden gerne in Rom essen oder etwas trinken, «wenn es der Dienst am daraufkommenden Tag erlaubt».
Die Religion gehört zum Alltag dazu
Wichtiger Bestandteil der Schweizergarde ist die Religion. Gardisten müssen katholisch, getauft und gefirmt sein. Auch ein Empfehlungsschreiben des örtlichen Pfarrers sei erforderlich, um in das Korps aufgenommen zu werden, erklärt Robin Schmid. Die Religion spiele darum für alle Gardisten eine Rolle, für manche mehr, für andere weniger. «Die allermeisten, auch ich, gehen mindestens einmal pro Woche in die Messe, obwohl wir nicht dazu verpflichtet sind», sagt Robin Schmid und fügt an: «Ich denke, für jemanden, der mit Religion gar nichts anfangen kann, ist das hier nicht der richtige Ort.»
Ich denke, für jemanden, der mit Religion gar nichts anfangen kann, ist das hier nicht der richtige Ort.
Robin Schmid, Schweizergardist aus Strengelbach
Für ihn selbst sei die Kirche auch in Strengelbach wichtig gewesen. Der damalige Seelsorger der Pfarrei St. Maria habe die Jugendlichen begeistern können: «Er hat mit Sicherheit grossen Anteil daran, dass ich nun diesen Weg eingeschlagen habe.»
Wie lange er bei der Schweizergarde bleibt, weiss Robin Schmid noch nicht. Verpflichtet hat er sich bis 2025, danach werde er weitersehen. In der Zwischenzeit wird er vor allem in den Ferien in die Schweiz zurückkehren, um seine Familie und Freunde zu sehen. Mit ihnen steht er sonst über die Sozialen Medien und Videocalls in Verbindung. Wieder in der Heimat zu sein, sei dann aber etwas anderes, meint der junge Schweizergardist. Neben den Menschen vermisse er nämlich etwas besonders: die Berge. Darum ist für ihn schon klar, wo er seine nächsten Ferien verbringen will: in den Alpen auf den Skiern.