Riesige Blumen – wie Marianne Rotteveel dem Wiliberger Schulhaus mit ihrem Atelier neues Leben einhaucht


Marianne Rotteveel malt grosse, bunte Blumenbilder. Im zwischengenutzten Schulhaus Wiliberg hat sie nun ihr Atelier eingerichtet.

Die Originalversion dieses Artikels erschien am 5. Juni 2023 im Zofinger Tagblatt.

Das Schulhaus Wiliberg steht seit fast zwei Jahren leer. In den Gängen hallt es, die Wände sind kahl. Auf dem Weg durch das Gebäude bleibt der Blick aber an einem Farbfleck hängen. Eine leuchtend rote Rose schmückt das Treppenhaus. Im ersten Moment scheint es sich um ein Foto zu handeln. Beim genaueren Hinsehen wird jedoch klar, dass hier ein grosses Gemälde hängt. Gemalt hat die Blume Marianne Rotteveel aus Büron, die letzten Herbst ihr Atelier in Wiliberg eingerichtet hat.

Die Bilder von Marianne Rotteveel in Schulhaus Wiliberg.

«Blumen sind in ihren Formen und Farben unendlich vielfältig»

Marianne Rotteveel war schon immer kreativ, bereits als Kind ist sie im Malen aufgegangen. Vor 25 Jahren hat sie dann die Pastellmalerei für sich entdeckt. Die pudrigen Kreiden erzeugen sofort leuchtende Farben und werden dynamisch mit den Fingern vermaltSeitdem verbringt Marianne Rotteveel Stunde um Stunde damit, grosse Blüten auf’s Papier zu bringen: Zuerst wählt sie eine Blume aus, deren Farbe, Form oder Stimmung ihr besonders gefällt. Dann zeichnet sie auf weiss grundiertem Bogen Blütenblatt für Blütenblatt vor. Danach füllt sie die Blätter mit Farben, mit Schatten und mit Licht. Sie will die Blume zum Strahlen bringen und lässt sie aussehen wie echt: Bei manchen Bildern kann man kaum glauben, dass sie gezeichnet wurden.

Schritt für Schritt entsteht in sorgfältiger Arbeit eine Blume: Zuerst zeichnet Marianne Rotteveel, die Formen vor, dann trägt sie die Farben in mehreren Schichten auf. 

Blumen faszinieren Marianne Rotteveel immer wieder: «Sie sprechen mich an, weil sie sich uns in ihrer ganzen Verletzlichkeit zeigen. Das berührt uns.» Diese Schönheit will die Künstlerin transportieren und hat damit Erfolg: An über zehn Ausstellungen durfte sie ihre Werke schon zeigen und verkaufen. Jedes Mal erhielt sie begeistertes Feedback. Die Leute hätten Freude an ihren Bildern und seien berührt, sagt Rotteveel. Nach ihrer ersten Ausstellung 2011 bekam sie auch prompt die erste Anfrage für einem Kurs. Seitdem gibt Marianne Rotteveel ihr Wissen in Workshops und während einiger Jahre auch in der Begabtenförderung an der Schule Büron weiter.

Kunst für die Menschen

In ihren Kursen will Marianne Rotteveel vor allem Menschen in ihrer Kreativität fördern. In der Schule hätten viele die Freude am Malen verlernt, meint sie. «Ich will den Leuten zeigen, was sie eigentlich können, auch wenn sie selbst nicht mehr daran glauben.» Dabei sei ihr aber wichtig, nicht selbst das Malen vorzugeben, sondern den Leuten zu helfen, selbst kreative Lösungen zu finden. So komme die Freude dann wieder zurück, sagt Marianne Rotteveel.

Auch für sie selbst ist Zeichnen mehr als ein Hobby: «Das Spiel mit Farbe ist wie Wellness für meine Seele. Wenn ich etwas erschaffe, fahre ich runter. Das erfüllt mich mit Kraft und tiefer Zufriedenheit», sagt Marianne Rotteveel. So hat sie sich in den letzten Jahren immer Zeit für ihre Kunst genommen: Ein Nachmittag pro Woche war neben Familie und der Arbeit im Hotelservice des Paraplegiker-Zentrums Nottwil für’s Malen reserviert.

Kreatives Zusammensein in Wiliberg

Bis letzten September geschah dies in einem Atelier in Büron. Weil das dazugehörige Geschäft aber schloss, musste Marianne Rotteveel neue Räumlichkeiten suchen – und fand das Schulhaus Wiliberg. «Ich spürte hier sofort eine tolle Energie. Wiliberg ist ein richtiger Kraftort», sagt sie. Noch im Herbst richtete sie daher im Obergeschoss ihr neues Atelier ein.

Marianne Rotteveels neues Atelier im Schulhaus Wiliberg. 

Zwei Kurse führte Rotteveel in Wiliberg bereits durch und im April öffnete sie den Leuten aus der Umgebung die Tür. Die Reaktion war positiv, Nachbarn und auch Gemeinderäte seien vorbeigekommen: «Es war voll hier. Alle waren gleich am Ausprobieren», sagt Rotteveel.

Auch in Zukunft öffnet Marianne Rotteveel Interessierten ihr Atelier. An «kreativen Nachmittagen» lädt sie alle, die dazu Lust haben, zum gemeinsamen Schaffen, sei es Malen, Häkeln oder Schreiben, ein. Daneben wird Marianne Rotteveel weiterhin Pastell-Malkurse anbieten, wobei ein Wunsch von ihr ist, künftig mit verschiedenen Altersgruppen zu arbeiten. Im Zentrum ihrer Malerei wird aber immer die Freude an der Kreativität stehen.