Ob Lüscher, Wullschleger oder Hochuli – immer wieder sind in den Gemeinden der Region Zofingen altbekannte Namen anzutreffen. Doch, welche sind tatsächlich die häufigsten und was bedeuten sie eigentlich?
Die Originalversion dieses Artikels erschien am 5. Januar 2024 im Zofinger Tagblatt.
Das Bundesamt für Statistik legt in einer übersichtlichen Grafik die jeweils fünf häufigsten Nachnamen einer Gemeinde vor. Daraus lässt sich etwa ablesen, wie die Nachnamen geografisch verteilt sind oder wie viele Vertreter sie insgesamt haben. Für die Region Zofingen lassen sich folgende Schlüsse ziehen:
Offensichtlicher Spitzenreiter der Statistik ist der Name Müller. Über 950 Mal ist er vertreten und in allen Gemeinden des Bezirks, ausser Bottenwil und Reitnau, in den Top 5 vertreten. Auf dem zweiten Platz, wenn auch weit abgeschlagen, liegt Hunziker mit rund 230 Vertretern. Darauf folgen mit je rund 160 Nennungen Hochuli, Plüss, Hofer und Meier.
Deutlich zu sehen ist auch, dass gewisse Gemeinden wahre Hotspots typischer Familiennamen sind. So ist etwa Suter in Kölliken der häufigste Name und kommt rund 80 Mal vor, während er es in allen anderen Gemeinden gar nicht in die Top-5 schafft. In Brittnau ist dagegen eine Ballung von Kunz und Gerhard zu finden, die mit je 72 Vertretungen die Spitzenreiter der Gemeinde sind. Andere Hotspots sind etwa Zofingen für Weber und Wyss, Widmer in Oftringen oder Moor in Vordemwald. Kurios ist ausserdem, dass nur in Staffelbach 26 Morgenthaler vertreten sind, obwohl diese wohl nach dem Ort Murgenthal benannt sind.

Ablesen aus der Statistik lässt sich auch die regionale Verbreitung der Nachnamen. Besonders im Suhrental sind typische Namen vertreten. So ist Hochuli nur in den Top-5 von Ober-Suhrentaler Gemeinden zu finden. Hauri konzentriert sich dabei auf die westliche Talseite. Auch Lüscher konzentriert sich auf das Suhrental. Hunziker ist etwas weiter, bis nach Kölliken und Bottenwil verbreitet. Richtung Wiggertal ist Bachmann in Bottenwil und Zofingen häufig vertreten. Regionale Verdichtungen zeigen sich ausserdem in der Gegend um Vordemwald. Dort, sowie in Murgenthal und Rothrist, ist etwa Plüss vertreten. Hofer ist über Rothrist und Vordemwald, Wullschleger über Strengelbach und Vordemwald verteilt. Die ausländischen Namen wie Berisha oder Gashi sind auf Aarburg und Oftringen konzentriert.
Was bedeuten die typischen Nachnamen?
In ihrer Bedeutung lassen sich die typischen Nachnamen klar in drei Gruppen einteilen. Sie gehen entweder auf einen Beruf, einen Ort oder eine Person zurück.
Die bekannten Berufsleute
Einige Menschen machten sich mit ihrer Arbeit einen derartigen Ruf, dass sie an ihm erkannt und nach ihm benannt wurden. Viele heutige Nachnamen gehen auf solche bemerkenswerten Karriere-Leute zurück. Viele Namen in der Region lassen sich auf die Landwirtschaft zurückführen.
Landwirtschaftliche Berufe
- Baumann hat wider Erwarten nichts mit dem Bauwesen zu tun, sondern geht auf «anbauen» zurück. Die Baumanns waren also Bauern, Pächter oder Landwirte, allenfalls auch Winzer.
- Diriwächter geht auf «Dire» für Tür zurück. Ein «Diriwächter» bewachte eine Tür oder einen Durchgang im landwirtschaftlichen Kontext, zum Beispiel bei eingezäuntem Land.
- Fretz war jemand, der Vieh zum Fressen, «fretzen», auf die Weide führte. Wir kennen das Wort heute noch als «verätzen», wenn sich Säure in eine Oberfläche frisst.
- Hofer mussten nicht unbedingt in Zusammenhang mit einem herrschaftlichen Hof stehen. Hofers lebten oder arbeiteten womöglich auch auf einem Bauern«hof».
- Meier waren höhere Beamte oder Verwalter. Später trugen auch Grossbauern diesen Namen. Der Name geht zurück auf das lateinische «maior domus», den Hausvorsteher.
- Widmer war ein Landwirt, der als Pächter einen Hof bewirtschaftete, der der Kirche gehörte. Ein «Widem» bezeichnete die Ausstattung und Güter einer Kirche oder eines Klosters.
- Wullschleger waren beruflich mit Wolle beschäftigt. Um sie für die Verarbeitung vorzubereiten, schlugen sie diese locker auf.
Weitere Berufe
- Graber waren Leute, die gruben, beispielsweise Grabarbeiter.
- Häfliger sind Nachfahren eines Töpfers. Ein «Häferlinger» war im Mittelhochdeutschen ein kleiner Topf, das Wort blieb uns in Form von «Hafen», «Häfi» oder «Häfeli» erhalten.
- Koller war ein Köhler, also jemand, der Kohle produziert.
- Plüss hat eine unklare Herkunft. Vielleicht geht es auf das Französische «pelisse», Pelzmantel, zurück und hat etwas mit Pelzverarbeitung zu tun.
- Schär oder Schärer waren mit Haaren beschäftigt. Entweder waren sie Schaf-Scherer oder schnitten Menschen die Haare und Bärte. Letztere Schärer nahmen zuweilen auch kleine medizinische Eingriffe vor.
- Schenk kennen wir heute noch als das Wort «Schenke», eine Gaststube. Der Schenk war also ein Wirt, der ausschenkte. An Höfen oder grösseren Klöstern gab es ebenfalls Schenken, die für die Getränke verantwortlich waren.
- Siegrist geht ursprünglich auf das lateinische Wort «sacer» für heilig, geweiht zurück. Daraus entwickelte sich sowohl die «Sakristei», als in weiterer Form auch der Siegrist, dessen Aufgabe es ist, den Gottesdienst vorzubereiten und die Kirchenglocken zu läuten.
- Suter geht auf das lateinische «sutor» zurück, den Beruf des Schuhmachers.
- Zimmerli könnte ein verkleinerte Form von Zimmermann sein. Die Zimmerlis könnten aber auch in der Nähe eines Zimmerplatzes oder an einem anderen Ort der Holzverarbeitung gelebt haben, denn «Zimmer» bedeutete Bauholz.
Die aussergewöhnlichen Wohnorte
Diese Namensgruppe diente dazu, die Herkunft von Leuten klarzustellen. Das konnten Zugezogene gewesen sein oder Menschen, die sich durch ihren speziellen Wohnort auszeichneten.
Ortbezogene Namen
- Bachmann ist einfach zu verstehen: Die Namensgeber wohnten bei einem Bach.
- Bolliger gehen auf die berner Gemeinde Bolligen zurück. Im Gemeindenamen steckt der Name «Bollo», das ist die Kurzform von «Bodilo». Bolliger waren ursprünglich Gefolgsleute eines Bollo.
- Hilfiker bezeichnet die Herkunft aus dem Aargauer Ort Hilfikon. Der geht auf den Hof eines «Helfini», die verkleinerte Form von «Helfo», zurück, was Helfer oder Gehilfe bedeutete.
- Hunziker stammten aus der Siedlung Hunzikon im Kanton Luzern. «Hunzikon» bedeutet «die Höfen der Leute des Hunzo». «Hunzo» wiederum ist die Kurzform von «Hunibald» oder «Hunfried». «Huni» letztlich war ein junger Bär oder Bursche.
- Lüscher kommt wahrscheinlich von der Ortschaft Lüsch bei Beromünster. Vielleicht geht Lüscher aber auch auf «Lische» zurück, ein grobes Gras, das als Futter oder Streu diente. Lüscher wäre dann eine Person, die an einer Stelle wohnte, wo Lische wuchs oder solches gesammelt hat.
- Matter wohnten bei einer «Matte», einer Wiese, die zum Mähen bestimmt war.
- Morgenthaler kamen wohl aus Murgenthal. «Murg» wiederum könnte mit Morgen zusammenhängen, sich also auf einen nach Osten ausgerichteten Ort beziehen.
- Schweizer können auf den Kanton oder den Ort Schwyz zurückgehen. Erst ab dem 16. Jahrhundert begannen Eidgenossen, sich selbst als Schweizer zu bezeichnen. Vorher wurde die Bezeichnung eher beleidigend von deutschen Chronisten verwendet.
Die herausragenden Persönlichkeiten
Viele Namen sind auch entstanden, weil sie eine Person, im Positiven oder Negativen, beschrieben. Herausragende Wesensmerkmale dieser Menschen blieben so in Form der Nachnamen erhalten.
Personenbezogene Namen
- Bertschi ist eine verkleinerte Form vom Vornamen «Berchthold», der im Mittelalter sehr beliebt war. Er geht auf das althochdeutsche «berath» (wie das englische «bright») für hell und «walt», herrschen, also glanzvolles Herrschen zurück.
- Bossard war wohl ein unangenehmer Zeitgenosse. «Bossen» bedeutetet stossen, schlagen, «hert» fest, stark – der Mensch namens Bossard scheint also nicht gerade zimperlich gewesen zu sein.
- Burgherr bedeutet nicht etwa, dass die eigenen Vorfahren Burgherren gewesen wären. Der Name geht vielmehr auf den Vornamen «Burkhard» zurück. Der war schwer auszusprechen und verwandelte sich mit der Zeit in «Burker», was noch später als Burgherr interpretiert wurde.
- Gerhard geht auf die germanischen Wörter «gēr» für Speer und «hard», wie bei Bossard, stark, tapfer, hart, zurück.
- Grädel ist nicht klar definiert. Der Name könnte mit dem Schweizer Wort «Grädel» für ein Mädchen zusammenhängen. Dann hätte er wohl einen schmächtigen Mann bezeichnet. Möglich ist aber auch, dass die Grädels auf oder bei einem Grat wohnten, sich der Name also auf die Landschaft bezog.
- Hauri kommt vom alten, schweizerdeutschen Verb «hauren», das heulen oder schreien bedeutet. Im Altschweizerdeutschen hiess darum der Uhu Hauri. Der Mensch, der Hauri genannt wurde, hatte wohl etwas mit ihm zu tun. Vielleicht war er ein alter Kauz gewesen?
- Hochuli setzt sich zusammen aus dem Vornamen Ueli und «hoch» für stolz, gross zusammen. Der Name steht also für einen vornehmen oder hochgewachsenen Ueli.
- Kunz ist die verkleinerte Form von Konrad, ursprünglich «Kuonirad». Der Name bedeutet «der kühne Ratgeber».
- Lerch könnte auf Lerchen oder Lärchen zurückgehen. Im ersten Fall, hat die namensgebende Person womöglich gesungen wie eine Lerche oder mit den Tieren beruflich zu tun gehabt. Im zweiten Fall bezieht er sich wohl auf einen Wohnort bei Lärchen.
- Moor geht auf das lateinische Wort «maurus» zurück, dass unter anderem Braun bedeutete. Menschen mit dem Schweizer Namen Moor hatten wohl dunkle Augen oder Haare.
- Reck war im Mittelhochdeutsch ein Herumziehender, er konnte ein Held oder aber ein Gesetzloser sein.
- Rüegger ist eine Form vom heutigen «Rüdiger». Der Namen geht auf die althochdeutschen Elemente «hruod» für Ruhm und «gēr» für Speer zurück, bedeutet also «berühmter Speerträger».
- Ruf ist eine Verkleinerungsform von Rudolf. Der Name basiert auf dem althochdeutsch «hruod» Ruhm und Wolf.
- Woodtli entspricht dem Adjektiv «wätlich» und bezeichnet einen Menschen mit einem guten Charakter.
- Wyss, wie auch Weisshaupt und ähnliche Namen, gehen auf Vorfahren mit auffällig hellen Haaren zurück.
Namen mit ferner Herkunft
In den Top-5 der Region sind auch Namen ausländischer Herkunft zu finden, sie kommen aus Südosteuropa.
Internationale Namen
- Berisha geht auf den Ort Berishë in Nordalbanien zurück. Es ist der dritthäufigste Nachname im Kosovo.
- Gashi geht auf die Gashi-Familie zurück, die aus der Gash-Region in Nordalbanien stammt. Er ist einer der zwei häufigsten Nachnamen im Kosovo.
- Hasani geht auf den Vornamen Hasan zurück. Auch dieser Familienname ist in Albanien und im Kosovo verbreitet.
- Shala ist ein osteuropäischer Name, den es etwa in Tschechien, Slowenien, Kroatien gibt. Die albanische Version geht auf die Shalë-Region zurück, könnte sich aber auch auf das Wort für Sattel beziehen.
Quellen und weiterführende Literatur
– Namenslexikon des SRF
– Dictionary of American Family Names: Hanks, Patrick / Simon Lenarčič / Peter McClure (Hgg.), 2. Auflage 2022
– www. familiennamen.ch
– Heimatkunde Wiggertal, Bd. 81, Jg. 2024
– Bundesamt für Statistik: Vor- und Nachnamen der Schweiz