Von Geistern, Rittern und dem hilfreichen Moosfraueli – Sommerserie 2023


Der folgende Beitrag war Teil der ZT-Sommerserie 2023 zu Sagen aus dem Raum Zofingen. Um den Sodhubel in Safenwil etwa, ranken sich zahlreiche Geschichten.

Die Originalversion dieses Artikels erschien am 21. Juli 2023 als 5. Teil einer Sommerserie im Zofinger Tagblatt.

Der Sodhubel ist eine unbewohnte Anhöhe südwestlich von Safenwil. Auf ihrem höchsten Felsen liegen die Ruinen der alten Burg Scherenberg. Dort findet man auch eine Höhle. Diese Höhle soll das Ende des Notausgangs der Burg gewesen sein. Leute behaupten, man sehe darin sogar noch eine eiserne Türe, hinter welcher Gold verborgen liege. Ein Bauer der Umgebung stieg mehrmals in die Höhle ein, fand aber keinen Schatz.

Das Loch auf dem Sodhubel.

Unweit der Höhle liegt ein Sandsteinloch, an dessen Wände früher Ringe angebracht waren. In dieses Loch sollen die Ritter ihre Gefangenen geworfen und dann einen schweren Eisendeckel drauf geschoben haben. Der bewegte sich rasch nach unten und zerquetschte die Reingeworfenen. Safenwiler wollen nachts deutliche Hilferufe aus dem Loch gehört haben. Einer wagte sich einmal in die Nähe, da verstummten die Stimmen.

Die geheimnisvolle Sodfrau

Andere sagen, dieses Loch sei nichts anderes als der ehemalige Sodbrunnen. In der Dämmerung schöner Sommerabende sah man dort eine Frau sitzen und spinnen. Von Zeit zu Zeit griff sie sich ins Kleid, holte ein Goldstück hervor, liess es in den Brunnen fallen und sang leise dazu. Ein Jüngling bekam Sehnsucht nach ihr, vielleicht auch nach dem Gold, und legte sich bei Tag in die Nähe des Brunnens. Da sah er die Frau aus dem Sod auftauchen und hob lüstern den Kopf. Sie erblickte ihn, seufzte und verschwand. Seitdem hat man die Sodfrau nie mehr gesehen.

Der Sodhubel beflügelte die Fantasie

Weitere Geschichten um den Sodhubel handeln von einem ehemaligen Burgherren. Er war ein grausamer Ritter und Jäger gewesen. Als sich die umliegenden Bauern an ihm rächten, soll er sich das Leben genommen haben. Sein Geist soll nun, so oft das Wetter umschlägt, in den Wäldern umgehen und auf die Jagd gehen.

Magische und fantasievolle Figuren zieren den Sodhubel heute.

Auch andere Spukgeschichten werden mit dem Geisterjäger in Verbindung gebracht. Womöglich handelt es sich bei ihm auch um den grausamen Ritter der, kurz vor der Eroberung der Burg Scherenberg durch die Berner, seine Untertanen drangsalierte. Hohe Abgaben mussten sie ihm zahlen, eine arme Bäuerin soll er aber dennoch eingesperrt haben, bis sie die Berner befreien konnten.

So kann man den Sodhubel besuchen

Wer jetzt neugierig ist, kann den Sodhubel gut selbst besuchen. Er liegt am «Atemweg» in Safenwil. Parkmöglichkeiten gibt es beim Schützenhaus – im Wald gilt, auch wenn das Schild verwuchert ist, Fahrverbot. Von dort aus kann man in rund einer Viertelstunde zum schön hergerichteten Grillplatz auf dem Sodhubel hoch wandern, eine Karte des Weges ist beim Parkplatz zu finden.

Rund um die Feuerstelle gibt es geheimnisvolle Skulpturen zu bestaunen, die Hans Widmer während des Zweiten Weltkrieges in den Sandstein gemeisselt hat. Auf den zwei Felshügeln an ihrer Seite sind noch Ruinen der Burg Scherenberg, der alte Sodbrunnen und angeblich auch der vergitterte Höhleneingang zu finden. Mit einem guten Gleichgewichtssinn kann auf dem Hügel herumgeklettert werden. Aber Achtung: Nicht alle der kleinen Wege sind gleich gut befestigt und fallen teils sehr steil ab.

Zu beachten sind ausserdem die Schiesszeiten des Schützengesellschaft Safenwil, während denen der Zugang zum Sodhubel gesperrt ist.  

Ruinenreste der Burg Scherenberg auf dem Sodhubel.
Der Grillplatz auf dem Sodhubel.

In der ZT-Sommerserie 2023 zu regionalen Sagen erschienen:
«Der eingepflügte Ritter» – eine Sage über die Bewohner des Schlosses Wikon
«Das hilfreiche Mieschfraueli» – eine Sage vom Born
Die Heidenhütte von Uerkheim oder wie das Dorf zu seiner Kirche kam
Die fremde Frau in Zofingen – eine Sage aus der Zeit der Hexenverfolgung
– Die geheimnisvolle Frau vom Sodhubel – und andere Sagen aus Safenwil
«Der feurige Wässermann von Brittnau» – eine Sage über die Folgen von Geiz

Quellen: Ernst Jenny: Sagen aus dem Wiggertal und Umgebung, in: Zofinger Neujahrsblatt 1934, S. 3-37 und Ernst Ludgwi Rochholz: Schweizer Sagen aus dem Aargau 1856.