«Ist-Zustand ist unbefriedigend» – Gemeindeversammlung gewährt Turnhalle dennoch mehr Zeit


Über die alte Turnhalle entspann sich an der Strengelbacher Gmeind eine Diskussion – FDP und SVP waren sich nicht einig.

Die Originalversion dieses Artikels erschien am 29. November 2024 im Zofinger Tagblatt.

«Wünscht jemand, das Wort zu ergreifen?», Gemeindeammann Stephan Wullschleger hatte am Mittwochabend viel zu tun, durch die Gemeindeversammlung zu führen. Nicht nur waren mehrere Geschäfte traktandiert, diese gaben auch zu reden: Anträge und Voten standen im Raum und die Versammlung diskutierte kontrovers. Wer nicht dabei war, hat also einiges verpasst.

Das Grundsätzliche zuerst: Genau 100 von 2963 Stimmberechtigen erschienen zur Gmeind. Sie stimmten letztlich allen Traktanden wie vom Gemeinderat vorgeschlagen zu. Auch einen Kernpunkt deAbends entschieden sie in seinem Sinne – das war der Antrag der FDP Strengelbach bezüglich der alten Turnhalle.

Alle weiteren Neuigkeiten von der Gmeind auf einen Blick:

  • Die Versammlung stimmte allen Traktanden zu, darunter dem Budget und einer Erhöhung der Stellenprozente in der Schulverwaltung.
  • Mittelfristig zieht der Gemeinderat eine Erhöhung des Steuerfusses auf 106 Prozent in Erwägung.
  • Offenlegung Dalchenbach: Der Landerwerb ist abgeschlossen, die Ausschreibungen laufen.
  • Fassadenschaden Sporthalle: Verfahren wegen Mängelrüge und Betrug laufen. Noch ist unklar, welche Kosten auf die Gemeinde zurückfallen.
  • BNO: Die Mitwirkung verschiebt sich auf frühestens Februar, März 2025.

«Ist-Zustand ist für alle unbefriedigend»

Genau vor drei Jahren schlug der Gemeinderat der Bevölkerung vor, einen neuen Gemeindesaal zu bauen. Ersetzen sollte dieser die alte Turnhalle aus den 60er-Jahren. Das Gebäude umfasst einen oberen und einen unteren Saal, die heute für Kulturanlässe, von Sportvereinen oder für Gemeindeversammlungen gebraucht werden. Nach einigen Wendungen scheiterten die Pläne für die alte Turnhalle jedoch an der Urne. 

Die alte Turnhalle.

Seitdem ruhte das Thema – lange genug für die FDP Strengelbach. Sie brachte es wieder vor die Gemeindeversammlung: «Der Ist-Zustand ist für alle unbefriedigend, wir wollen die Diskussion wieder eröffnen», sagte Urs Steinegger, Präsident der FDP Strengelbach. Die Versammlung solle den Gemeinderat beauftragen, bis zur Sommer-Gmeind eine Informationsbasis zu erarbeiten, aufgrund derer sie über das weitere Vorgehen entscheiden könne. «Wir brauchen einen Grundsatzentscheid. Sonst dauert es noch weitere acht Jahre, bis etwas passiert.»

Damit meinte Urs Steinegger, dass die Sanierung der oberen Turnhalle im Finanzplan der Gemeinde festgehalten ist. Dieser sieht für das Projekt einen Kostendeckel von 3,8 Millionen vor und dass es 2032 abgeschlossen ist.

FPD und SVP uneinig, Gemeinderat will mehr Zeit

So lange will die FDP nicht warten: «Jedes Jahr fallen neue Kosten und Reparaturen an der alten Turnhalle an. Wenn wir die Sache jetzt angehen, ist dagegen schon 2027 eine neue Nutzung möglich.» Als Mindestanforderungen stellte die FDP unter anderem Ideen zur Umnutzung der beiden Hallen, eine Arbeitsgruppe sowie einen groben Zeit- und Kostenplan. Diese in einem halben Jahr zu erarbeiten sei realistisch: «Der Gemeinderat fängt ja nicht bei Null an, er muss einfach die alten Unterlagen aktualisieren. Das in unseren Augen zumutbar», so Steinegger.

«Der Gemeinderat fängt ja nicht bei Null an, er muss einfach die alten Unterlagen aktualisieren. Das in unseren Augen zumutbar.»

Urs Steinegger, Präsident FDP Strengelbach

Anders sah dies erwartungsgemäss der Gemeinderat. «Wir möchten von der FDP wissen: Was ist die Dringlichkeit?», eröffnete Gemeindeamman Stephan Wullschleger die Argumentation. Grundsätzlich sehe auch der Gemeinderat den Bedarf. Der Antrag der FDP greife aber seiner Gebäudestrategie vor. Gerade verschafft sich der Gemeinderat eine Übersicht über die Liegenschaften der Gemeinde und deren Sanierungsbedarf. Auf diese Gesamtsituation will er die Zukunft der alten Turnhalle abstimmen: «Wir wollen nicht, dass sich die Investitionen in die Quere kommen», so Wullschleger. Zudem sei es schwierig und nicht budgetiert, die gewünschten Informationen bis im Sommer zu erarbeiten. Darum lehne der Gemeinderat den Antrag der FDP ab.

«Wir wollen nicht, dass sich die Investitionen in die Quere kommen.»

Stephan Wullschleger, Gemeindeammann Strengelbach

Dem schloss sich die SVP Strengelbach an: «Die SVP will keinen ‹Schnellschuss› erzwingen», trug Adrian Aregger vom Parteivorstand vor, der Gemeinderat solle seine Gebäudestrategie erarbeiten und diese anschliessend der Bevölkerung vorstellen. Entsprechend empfahl er, den Antrag abzulehnen.

«Die SVP will keinen ‹Schnellschuss› erzwingen.»

Adrian Aregger, Vorstand SVP Strengelbach

Die Versammlung sah dies ähnlich und stimmte mit 24 Ja- und 68 Nein-Stimmen gegen den Antrag. Damit verschaffte sie dem Gemeinderat mehr Zeit.

Gemeindeammann Stephan Wullschleger. Archivbild: Flurina Duenki

Stephan Wullschleger zeigte sich darob im Anschluss an die Versammlung erleichtert: «Es ist klar, dass wir das Thema angehen müssen. Darum muss jetzt die Gebäudestrategie her, damit dann für den Legislaturwechsel eine Grundlage gelegt ist.»

Bürger wollen wissen, was mit ihren Daten passiert

Für Kontroversen sorgte am Mittwoch auch das Vorhaben des Gemeinderats, künftig elektronische, statt herkömmliche Wasserzähler in Strengelbach zu verwenden. Das vereinfache das Ablesen, sei günstiger und vereinfache Leckortungen.

Bei einigen Bürgern rief die Änderung jedoch Besorgnis bezüglich des Datenschutzes hervor. «Welche Daten sammeln die Geräte?», wollte ein Strengelbacher wissen und ein anderer: «Wer kann mir sagen, wo unsere Daten hingehen?» Vizeammann Walter Schläfli antwortete darauf, dass die Wasserzähler den Wasserverbrauch und mögliche Lecks registrieren würden. Diese Information würde wie bis anhin einmal im Jahr abgelesen. Ob noch weitere Daten erhoben, diese gespeichert oder mit Dritten geteilt würden, führte er jedoch nicht aus.

Vielleicht darum stellte ein Stimmbürger einen Rückweisungsantrag aufgrund noch zu treffender Abklärungen. Dieser wurde mit 11 Ja- und 80-Neinstimmen abgelehnt und der Antrag des Gemeinderats anschliessend deutlich angenommen.

Spitex Region Zofingen – wie lange bleibt Strengelbach dabei?

Letztes heisses Eisen des Abends war der Zustand der Spitex Region Zofingen AG. Dieser beizutreten stimmte Strengelbach 2018 zu, weil sich die Gemeinde davon Einsparnisse versprach. Doch das Gegenteil traf ein – die Kosten für die Spitex steigen jährlich. In Zofingen ging daher ein Postulat beim Stadtrat ein, damit er den Verbleib in der Spitex prüfe.

Eine Tatsache, die in Strengelbach offenbar alarmierte: «Den Letzten beissen die Hunde», meinte ein Bürger, «bleibt das Projekt am Ende an uns hängen, wenn die anderen Gemeinden aussteigen?». Gemeinderat Martin Portner antwortete darauf deutlich: «Es ist klar – wenn eine Gemeinde aussteigt, ist das Projekt tot. Es wird darum niemand einfach so gehen. Wenn, dann beenden wir das Projekt zusammen.» Und weiter: «Klar ist auch, dass wir andere Zahlen erwarten. Stabilisiert sich die Lage nicht, werden wir das Projekt beerdigen.» Antworten, ob es so weit komme, seien im nächsten Jahr zu erwarten.